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Jahr der Katastrophe für Polen

Für Polen war 2010 bisher kein gutes Jahr. Eine Katastrophe folgte auf die andere. Der Flugzeugabsturz, bei der die halbe Regierung des Landes umkam, zwei schwere Überschwemmungen und mehrere schwere Verkehrstote bei Massenkarambolagen. Auch wenn es unter der neuen Regierung von Präsident Tusk wirtschaftlich langsam aufwärts geht, die Menschen in Polen sind angeschlagen. Viele dieser Unglücksfälle wären allerdings vermeidbar gewesen. Schuld ist hier nicht zuletzt die fehlende Infrastruktur und oft schlechte Organisation und Nachrichtenübermittlung zwischen einzelnen Behörden. Dies hat sich bei der ersten schweren Überschwemmung zum Sommerbeginn gezeigt und es ist nach Warnung der polnischen Verkehrsexperten auch einer der Hauptgründe, für die vielen Verkehrstoten im Land. Fakt ist aber auch, dass in Polen die Missachtung von Vorschriften fast Volkssport-Charakter hat. Hier werden oft, aufgrund zu geringer Kontrollen, Geschwindigkeitsgrenzen überschritten, Fahrer und Passagiere nicht angeschnallt und technische Mängel ignoriert. Auf eine Million Einwohner, kommen jedes Jahr 143 Verkehrstote. Das sind mehr als doppelt so viel, wie im Rest der Europäischen Union. Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage sollte allmählich auch eine verbesserte Organisation und behördlicher Kontrolle einhergehen. Die Möglichkeiten dafür sind jetzt vorhanden und die Einsicht der Menschen in die Notwendigkeit auch.

 

Schweres Grubenunglück in Polen

Bei einem Unfall in einem polnischen Bergwerk, sind in der vergangenen Nacht ein Bergarbeiter getötet und neun schwer verletzt worden. Das Unglück wurde durch ein kurzes Erdbeben ausgelöst, das im Südwesten Polens die Arbeiter der Mine Polkowice-Sieroszowice überraschte. 14 Grubenarbeiter befanden sich zu dem Zeitpunkt in 1000 Meter Tiefe, als durch zwei Erdstöße Teile der Grube zusammen brachen. Drei der Verletzten schweben in Lebensgefahr. Bereits 17 Menschen wurden in diesem Jahr bei Grubenunfällen in Polen getötet.

 

Palikot gründet neue Partei „Modernes Polen“

Janusz Palikot ist kein Unbekannter in Polen. Der studierte Philosoph und Politiker der rechtsliberalen Bürgerplattform, ist aufgrund seiner zahlreichen und fundierten Provokationen ein gern gesehener Gast in Talkshows. Doch mit seiner Partei, die sich in der bürgerlichen Mitte als Vermittler betrachtet, hat er immer weniger gemeinsam. Besonders die fehlende Klarheit einer Abgrenzung zu katholischen Fundamentalisten führte in der Vergangenheit immer wieder zu parteiinternen Reibereien. Jetzt hat Palikot die Niederlegung seines Parlamentsmandats für Anfang Dezember angekündigt. Statt sich jedoch ins Privatleben zurück zu ziehen, entschied er, eine eigene Partei zu gründen. „Modernes Polen“ soll die Partei heißen, die er mit Hilfe des zusammengetrommelten Unterstützungskomitees aus bisher 3000 Anhängern gründen will. Die Partei will sich einsetzen für eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts, rechtliche Gleichstellung homosexueller Paare und vor allem eine klare Trennung von Kirche und Staat. Ein „Ende des katholischen Imperialismus in Polen“ forderte der 45-Jährige zur Feier der Gründung des Komitees im Warschauer Kulturpalast. Bereits bei den Parlamentswahlen im nächsten Jahr wollen sie als erste antiklerikale Partei antreten.

 

Warschauer Börse steht zum Verkauf

Die polnische Regierung hat entschieden, insgesamt 63,8 Prozent der Warschauer Börse zu privatisieren. Da nach Angaben des Schatzministeriums die Börse einen Wert von 380 bis 507 (2 Mrd. Zloty) Millionen Euro hat, hoffen sie dadurch mindestens 1 Milliarde Zloty einnehmen zu können. An der Stimmmehrheit des Staates soll allerdings nicht gerüttelt werden. Dafür wird die Satzung der Börse verändert. Alle staatlichen Aktien erhalten demnach ein doppeltes Stimmrecht, während alle anderen Anleger, unabhängig von der Größe ihres Aktienanteils nie mehr als 10 Prozent der Stimmen halten können. Geplant ist der Börsengang für den neunten November. Allerdings hat Warschau bereits im vergangenen Jahr erfolglos versucht, die Börse zu verkaufen. Einziger Interessent war die Wiener Börse, die jedoch von der polnischen Regierung abgelehnt wurde. Der Verkauf der polnischen Börse ist Teil der größten Privatisierung von Staatseigentum, die es in Polen jemals gegeben hat. Dadurch hofft die amtierende Regierung, genügend Geld für eine Sanierung des Staatshaushaltes zu erzielen.

 

Dr. Friedrich Leidinger mit Kavalierskreuz ausgezeichnet

Der Hürther Arzt Dr. Friedrich Leidinger, wurde jetzt mit der polnischen Auszeichnung, dem „Kavalierskreuz“ geehrt. Er organisierte im Jahr 1987 die erste große Reise von deutschen Psychiatern nach Polen. Daraufhin folgte ein regelmäßiger Austausch zwischen den psychiatrischen Einrichtungen Polens und Deutschlands, aus dem bisher über siebzig Partnerschaften hervorgegangen sind. Beim diesjährigen, in Paderborn stattfindenden, Symposium der Deutsch-Polnischen Gesellschaft für seelische Gesundheit, wurde er für sein großes Engagement ausgezeichnet. Jolanta Roza Kozlowska überreichte ihm, in ihrer Eigenschaft als Generalkonsulin der polnischen Botschaft in Deutschland, den begehrten Orden. Leidingers Interesse an einer besseren Zusammenarbeit zwischen den beiden Nachbarländern begann schon in seiner Studentenzeit, als er sich für die Aufklärung von Nazi-Verbrechen an psychisch kranken Menschen einsetzte. Seit 1975 ist er Mitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft und arbeitet inzwischen aktiv im Vorstand an der weiteren Verbesserung der Kommunikation zwischen Polen und Deutschland mit. Das Kavalierskreuz entspricht dem deutschen Bundesverdienstkreuz und wird nur sehr selten an Menschen verliehen, um sich für besondere Verdienste um Polen zu bedanken.