Polnische Weihnachten – mein schönstes Fest in Krakau

Ich war schon oft in Polen, aber eine Reise im Winter hatte ich lange aufgeschoben. „Zu kalt“, dachte ich immer. „Zu grau.“ Doch dann kam der Dezember, und ich ließ mich überreden, nach Krakau zu fahren – mitten in der Adventszeit. Und was soll ich sagen: Es war magisch.


Der Duft von Weihnachten

Schon beim Ankommen am Rynek Główny, dem großen Marktplatz, war klar: Das ist kein gewöhnlicher Weihnachtsmarkt. Der ganze Platz leuchtete – Holzhütten, Lichterketten, der Klang von Trompeten vom Turm der Marienkirche. Überall roch es nach Zimt, gerösteten Mandeln und, natürlich, Pierogi.
Ich stand eine Weile einfach nur da, mit einem heißen Becher Grzaniec Galicyjski (polnischer Glühwein), und sah den Schneeflocken beim Fallen zu. In diesem Moment war’s mir egal, dass meine Finger halb abgefroren sind.


Heiligabend – Wigilia

Ich hatte das Glück, Heiligabend bei einer polnischen Familie zu verbringen. Wigilia, so nennen sie den Abend. Kein Fleisch, dafür zwölf Gerichte – eines für jeden Apostel. Ich erinnere mich an die Aufregung in der Küche, das Lachen, den Duft nach Rote-Bete-Suppe (Barszcz) und Karpfen in der Pfanne.

Vor dem Essen wird Opłatek, eine dünne Oblate, geteilt. Jeder wünscht dem anderen Glück, Gesundheit, Liebe. Es war ein stiller, ehrlicher Moment – ganz ohne Hast, ganz ohne Geschenkeberge. Nur Menschen, die sich in die Augen schauen.

Und dann die Musik: Weihnachtslieder, polnische Kolędy, gesungen mit einer Wärme, die mich richtig berührt hat.


Ein Spaziergang durch das verschneite Krakau

Am nächsten Morgen war die Stadt still. Der Schnee knirschte unter meinen Schuhen, und über dem Wawel lag Nebel. Auf dem Rückweg kam ich an einer kleinen Kirche vorbei, aus der Gesang erklang. Ich blieb kurz stehen, lauschte – und hatte das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein.


Was mich beeindruckt hat

Polnische Weihnachten sind kein Konsumrausch. Sie sind ruhig, traditionell, herzlich.
Kein blinkendes Chaos, kein Stress, kein „Schneller-schneller“.
Ich habe gelernt: Weihnachten kann so viel bedeuten, wenn man es einfach lässt – wenn man Zeit hat, zu atmen, zu reden, zu fühlen.


Ich bin aus Krakau zurückgekommen mit kalten Füßen, aber einem warmen Herzen. Wenn ich an Weihnachten denke, sehe ich jetzt nicht mehr nur Tannenbäume, sondern ein Stück Polen – und die Wärme der Menschen, die einen Fremden an ihrem Tisch sitzen lassen

 

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