Zakopane & die Hohe Tatra: Mein Muskelkater des Todes und warum sich jeder Schritt gelohnt hat!

Servus und Dzień Dobry!
Okay, Leute, ich muss euch warnen. Dieser Blogbeitrag könnte dazu führen, dass ihr euch sofort Wanderschuhe kauft und ins Auto springt. Oder dass ihr Hunger auf geräucherten Käse bekommt. Wahrscheinlich beides.
Nachdem ich euch ja schon von den Stränden und Städten vorgeschwärmt habe, dachte ich mir: „Alex, du alte Flachlandtiroler, geh mal in die Berge!“ Also ab nach Zakopane. Man nennt es ja auch die „Winterhauptstadt Polens“, aber ich sag euch, das Ding ist das ganze Jahr über der Hammer. Die Hohe Tatra ist das kleinste Hochgebirge der Welt – klingt süß, ist aber landschaftlich so gewaltig wie die Alpen, nur kompakter (und günstiger!).

Hier ist mein ungeschönter Bericht über Höhenmeter, Touristenmassen und das schönste Bergpanorama, das ich je gesehen hab.

🧀 Der erste Schock: Krupówki und der Käse-Himmel

Zakopane selbst ist… speziell. Wenn ihr ankommt, landet ihr fast automatisch auf der Krupówki. Das ist die berühmte Flaniermeile. Ich bin ehrlich: Es ist laut, es ist voll, und überall blinkt Werbung. Wer die absolute Stille sucht, ist hier im Zentrum falsch. Aber es hat einen totalen Vibe!
Überall stehen diese kleinen Holzbuden, wo sie Oscypek verkaufen.
Merkt euch dieses Wort! Oscypek. Das ist ein geräucherter Schafskäse, den es nur hier gibt. Sie grillen den oft direkt auf kleinen Rosten und servieren ihn mit Preiselbeermarmelade (Żurawina). Leute, ich hab mich die ersten zwei Tage gefühlt nur von diesem Käse ernährt. Er quietscht ein bisschen beim Kauen, schmeckt rauchig, salzig und süß zugleich. Ein Traum.

Mein Tipp: Kauft den Käse nicht direkt unten auf der Hauptstraße, sondern weiter oben bei den kleinen Erzeugern am Wegesrand. Schmeckt authentischer und man kann oft probieren.

🏞️ Pflichtprogramm (mit Haken): Das Meerauge (Morskie Oko)

Natürlich wollte ich zum Morskie Oko. Das ist der bekannteste Bergsee in der Tatra. Wenn man „Wandern Hohe Tatra“ googelt, kommt das als Erstes. Der Haken? Jeder will dahin. Wirklich jeder. Man parkt in Palenica Białczańska (unbedingt Parkplatz vorher online reservieren, sonst kommt ihr nicht rein!) und läuft dann ca. 8-9 Kilometer hoch.
Die Realität: Der Weg ist eine asphaltierte Straße. Das ist eher ein Spaziergang als eine Wanderung. Man wird von Pferdekutschen überholt und läuft in einer Kolonne. Das hat mich erst genervt.

Aber dann: Du kommst oben an. Und plötzlich ist der ganze Trubel egal. Der See liegt da, dunkelblau bis smaragdgrün, eingerahmt von diesen steilen, schroffen Felswänden, die fast senkrecht in den Himmel schießen. Das ist Gänsehaut pur. Ich hab mich auf einen Felsen gesetzt, mein belegtes Brot ausgepackt und einfach nur gestarrt.
Wer noch Puste hat (so wie ich an dem Tag, fragt nicht warum), läuft noch einmal um den See herum oder steigt hoch zum Czarny Staw (Schwarzer See), der liegt noch eine Etage höher. Da wird der Weg dann auch steinig und anstrengend, und die Turnschuh-Touristen bleiben unten. Lohnt sich!

🚠 Giewont & Kasprowy Wierch: Wenn die Waden brennen

Für die, die richtig wandern wollen: Der Giewont ist der Berg, der aussieht wie ein schlafender Ritter. Da steht ein riesiges Kreuz drauf. Der Aufstieg ist knackig und oben muss man sogar ein bisschen kraxeln (es gibt Ketten zum Festhalten!). Nichts für Leute mit Höhenangst, aber der Blick über ganz Zakopane ist irre. Oder ihr macht es wie die Faulen (hab ich am zweiten Tag gemacht, pssst!) und nehmt die Seilbahn auf den Kasprowy Wierch.

Achtung: Die Tickets sind begehrt. Kauft sie online, sonst steht ihr 3 Stunden in der Schlange. Oben steht man quasi mit einem Bein in Polen und mit dem anderen in der Slowakei. Die Gratwanderung dort oben ist spektakulär und technisch nicht so schwer, wenn man einmal oben ist.

🧖‍♂️ Entspannung pur: Die Thermalbäder (Termy)

Nach zwei Tagen Kraxelei haben meine Beine gestreikt. Muskelkater des Todes, sag ich euch. Was macht man da? Man geht in die Therme. Die Region um Zakopane ist voll davon. Ich war in der Chochołowskie Termy. Das ist riesig! Dutzende Becken, drinnen und draußen, mit heißem Thermalwasser.

Es gibt nichts Geileres, als im warmen Wasser zu sitzen, den Dampf aufsteigen zu sehen und auf die Berge zu gucken, wo man gestern noch hochgeschwitzt ist.
In der Sauna gibt’s oft Aufgüsse, die sind aber nix für Weicheier. Die Polen heizen da richtig ein!

🏠 Die Architektur: Holz, Holz, Holz

Was Zakopane so besonders macht, ist auch der Baustil. Der sogenannte Zakopane-Stil. Die Häuser sind aus dunklen Baumstämmen gebaut, mit hohen, spitzen Dächern und mega vielen Verzierungen. Selbst die Tankstellen sehen hier manchmal aus wie kleine Schlösser. Besucht unbedingt die alte Holzkirche und den Friedhof „Pęksowy Brzyzek“. Das klingt jetzt vielleicht morbide, aber die Grabmäler dort sind aus Holz und Stein kunstvoll geschnitzt, das sieht eher aus wie eine Kunstausstellung im Wald als ein Friedhof. Sehr friedlich dort.

Muss man gesehen haben!

Zakopane ist voll, ja. Es ist touristisch, ja. Aber diese Kulisse der Hohen Tatra ist einfach einzigartig in Europa. Es ist alpines Feeling, aber mit dieser herzlichen, deftigen polnischen Art. Ob ihr nun Hardcore-Wanderer seid oder nur Käse essen und in der Therme chillen wollt – hier kommt jeder auf seine Kosten.

Ich werde definitiv im Winter wiederkommen, wenn alles verschneit ist. Skifahren in Polen soll ja auch ziemlich cool sein (und der Glühwein schmeckt sicher auch).
Wer von euch war schon mal auf dem Giewont? Habt ihr euch an die Ketten getraut? Schreibt’s mir mal, ich will wissen, ob ich der einzige bin, der da oben weiche Knie hatte.