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Der Slowinzische Nationalpark – wo sich Meer und Wind in Sand verwandeln

Manchmal ist Stille nicht leer – sie ist einfach nur groß.
So fühlt sich der Slowinzische Nationalpark an, dieser fast unwirkliche Landstrich an der Ostsee, zwischen Łeba und Rowy. Ein Ort, an dem das Meer flüstert, der Sand wandert und man sich selbst beim Schweigen zuhören kann.


Der erste Eindruck: Bewegung im Stillstand

Ich kam frühmorgens in Łeba an, einem kleinen Badeort, der im Sommer voller Leben ist, im Herbst aber fast schläft. Der Himmel war milchig, die Luft nach Salz und Kiefern. Schon am Parkeingang hörte ich das Rauschen – nicht laut, eher wie ein Atemzug.
Und dann sah ich sie: die Wanderdünen.
Riesige, helle Wellen aus Sand, die sich im Wind bewegen, jedes Jahr ein paar Meter weiter. Sie wirken friedlich – aber sie sind lebendig. Sie verschlucken Wege, legen alte Wälder frei, verändern das Land Stück für Stück.


Der Weg durch die Landschaft

Der Wanderpfad führte durch Kiefernwald, dann plötzlich über offenes Land. Unter meinen Füßen quietschte der Sand, und ich musste die Schuhe ausziehen – der Wind hatte ihn warm gemacht.
Ich stand mitten in einer Szene, die eher an die Sahara erinnerte als an die Ostsee. Nur in der Ferne glitzerte ein Streifen Wasser.
Ich kletterte auf eine der höchsten Dünen, keuchte kurz – und oben war alles still.
Kein Motor, kein Mensch. Nur Wind, Meer und Himmel.


Begegnung mit der Natur

Am Rand des Parks liegen Seen, Sümpfe, Vogelschutzgebiete. Ich sah Kraniche, einen Seeadler in der Ferne und Spuren im Sand, die aussahen wie Schriftzeichen.
Ein Ranger, den ich später traf, erzählte mir, dass hier mehr als 250 Vogelarten leben. Manche bleiben, manche ziehen weiter – wie der Wind.


Kleine Orte, große Ruhe

Abends saß ich wieder in Łeba. Die Sonne versank über dem Meer, Kinder spielten im Sand, Möwen kreisten. Ein Fischer kam vom Boot zurück, zog wortlos sein Netz aus dem Wasser.
Ich trank Tee aus einem Glas, das leicht nach Salz schmeckte, und dachte: Es gibt Orte, die reden laut – und Orte, die erzählen leise.
Der Slowinzische Nationalpark gehört zu den leisen.


Wenn du das echte, ruhige Polen suchst – ohne Touristen, ohne Dauerprogramm – fahr hierher.
Die Dünen, die Seen, das Meer – sie machen nichts Spektakuläres.
Aber sie verändern dich, leise, wie der Wind den Sand.


 

Salz auf der Haut und Sonne im Herzen: Mein Sommer an Polens Ostsee..

Es war dieser Moment, wenn man barfuß in den Sand tritt und das Meer ruft. Nicht laut, nicht aufdringlich – einfach nur: „Komm.“
Ich hatte mir für den Sommer nichts vorgenommen, außer eins: ankommen. In Świnoujście, in Kołobrzeg, in mir selbst.


Świnoujście – das Morgenlicht und die Fahrradfahrer

Der Tag beginnt früh hier. Die Sonne steigt aus der Ostsee, als würde sie persönlich guten Morgen sagen. Alte Männer radeln mit Körben voller Brötchen vorbei, Möwen streiten, Kinder lachen. Ich laufe barfuß am Strand entlang, die Luft riecht nach Salz und Kaffee.
Ein kleines Mädchen fragt mich auf Polnisch, ob ich Sandburgen mag. Ich nicke. Wir bauen eine. Sie wird vom Wind davongetragen. Wir lachen.


Kołobrzeg – Kurstadt mit Herzschlag

Kołobrzeg ist ein seltsamer Mix aus Ruhe und Leben. Wellness trifft auf Straßenmusik, Kurgäste auf Surfer. Ich sitze auf der Seebrücke mit einem Bier aus einer kleinen Brauerei. Neben mir spielt jemand Gitarre. Kein Konzert, kein Spektakel – einfach nur Klang, der zur Welle passt.

Später lande ich zufällig auf einem Straßenfest. Ein älterer Herr tanzt mit seiner Frau, während Jugendliche Selfies machen. Und irgendwie passt das alles zusammen.


Hel – der Wind, das Meer, das Leben

Die Halbinsel Hel ist mein Lieblingsort. Schmal, wild, frei. Links Meer, rechts Meer – ein schmaler Streifen Land, auf dem alles ein bisschen leichter wirkt.
Ich leihe mir ein altes Surfbrett, völlig planlos. Nach drei Minuten lieg ich im Wasser, lachend, salzig, glücklich. Der Typ vom Verleih ruft: „Nie poddawaj się!“ – „Gib nicht auf!“ Ich rufe zurück: „Nur kurz Pause!“


Abende in Danzig – das Meer wird Stadt

Abends Danzig. Musik auf der Straße, Licht auf dem Wasser, Geruch von gebratenem Fisch. Ich sitze mit Freunden, die ich am Vortag noch nicht kannte, an der Motława, und jemand sagt:
„Das ist das Gute an Polen – du kommst als Fremder und gehst als Freund.“
Ich nicke, sag nichts. Manchmal stimmt das einfach.


Sommer an der polnischen Ostsee ist kein Postkartenurlaub. Es ist echter, wärmer, ehrlicher. Es sind Begegnungen, Sand in den Schuhen, ein Sonnenbrand auf der Nase und das Gefühl, dass Zeit hier langsamer vergeht – im besten Sinn.

Wenn du die See suchst, die dich nicht überfordert, sondern umarmt – dann fährst du hierher. Und bleibst ein bisschen länger, als du geplant hattest. 🌅

Bis bald, dein Alex

 

Autofahren in Polen – mein chaotisch-komischer Roadtrip 🚗

Ich sag’s gleich: Wer in Polen Auto fährt, braucht drei Dinge – gute Nerven, einen vollen Tank und Humor.
Ich hatte am Anfang nur den Tank.


Der Start: Navi sagt „rechts“, Polen sagt „mal sehen“

Mein Abenteuer begann irgendwo zwischen Frankfurt (Oder) und Zielona Góra. Das Navi versprach eine entspannte Fahrt. Ich hätte es besser wissen müssen. In Polen sind Baustellen keine Ausnahme – sie sind ein Lebensgefühl.
Ich folgte brav der Umleitung, landete auf einer Schotterpiste, und plötzlich stand da ein Traktor mitten auf der Straße. Kein Problem für ihn. Für mich schon.
Ich schwöre, der Bauer hat gegrinst, als ich rückwärts durch ein Dorf manövrierte, das aussah wie aus einem alten Film.


Tempolimits, die keiner versteht

50 km/h im Ort, 90 außerhalb, 140 auf der Autobahn – so weit, so gut.
Aber dann steht da plötzlich ein Schild: „70“. Warum? Niemand weiß es. Ich bremse, alle hinter mir hupen. Zehn Minuten später fährt ein alter Opel mit 120 an mir vorbei – auf einer Landstraße, die aussieht wie ein Kartoffelacker.

Ich bin sicher, Polens Straßenverkehr hat seine eigenen Naturgesetze.


Kreisverkehre – oder: Wer zuerst zögert, verliert

Kreisverkehre in Polen sind eine Wissenschaft. Es gibt welche mit drei Spuren, andere ohne Markierung, und dann die Sorte, wo einfach alle gleichzeitig reinfahren.
Ich hab’s irgendwann einfach gemacht wie die Einheimischen: Fahren, hoffen, beten. Und siehe da – funktioniert.


Tanken, fluchen, staunen

Die Tankstellen in Polen sind top. Kaffee, Snacks, saubere Toiletten – man möchte fast länger bleiben.
Nur beim Zahlen muss man aufpassen: Złoty, nicht Euro. Ich hab anfangs zweimal falsch gerechnet und mich gefreut, dass der Sprit so „billig“ war. Spoiler: war er nicht.

Aber das Beste ist: Man trifft überall freundliche Menschen. Einmal stand ich mit offener Motorhaube auf einem Parkplatz. Keine fünf Minuten später kam ein Typ, der aussah wie aus einem Actionfilm, grinste und sagte: „No problem, kolego.“ Zehn Minuten später lief der Wagen wieder.


Polen ist ein Abenteuer auf Rädern

Wenn du Perfektion willst – fahr nach Österreich.
Wenn du aber echtes Leben willst, kleine Umwege, große Landschaften und Menschen, die dir im richtigen Moment helfen, dann fahr nach Polen.

Ja, du wirst dich manchmal ärgern.
Ja, dein Navi wird fluchen.
Aber am Ende wirst du mit einem Lächeln im Gesicht aussteigen und denken:
„Das war chaotisch. Aber schön chaotisch.“


 

Wenn die Natur erwacht: Mein stiller Frühling in Polens Nationalparks

Es gibt Orte, an denen man nicht redet. Weil die Stille lauter ist als jedes Wort.
So ist Polen im Frühling, wenn die Nationalparks zu atmen beginnen – sanft, gleichmäßig, wie ein Wesen, das gerade aufwacht. Ich war dort, ohne Ziel, ohne Plan. Nur mit Wanderschuhen, einem Rucksack und dem Wunsch, einfach mal wieder zuzuhören.


Białowieża – das Herz des alten Waldes

Morgens um sechs, der Nebel hängt zwischen den Bäumen. Feuchtigkeit auf den Ästen, Vogelrufe, die wie Fragen klingen. Der Białowieża-Wald ist kein Ort für Eile. Hier lebt noch der europäische Wisent – groß, ruhig, uralt.
Ich sah ihn aus der Ferne, halb im Dunst, halb im Traum. Und für einen Moment dachte ich, die Zeit hätte aufgehört zu zählen.


Biebrza – das Land des Wassers

Ein paar Tage später: Biebrza-Nationalpark, im Nordosten. Moore, Sümpfe, Stille. Ein Ort für Geduld. Wer wartet, sieht hier mehr: Elche, Reiher, Biber.
Ich saß am Uferrand, Füße im Gras, und beobachtete, wie sich das Licht im Wasser spiegelt. Es war kein Spektakel – aber irgendwie heilend.


Tatra – Schnee trifft Frühling

Weiter südlich, in den Bergen, kämpfte der Frühling noch. Oben Schnee, unten Krokusse. Ich wanderte zwischen den Jahreszeiten. Jeder Schritt roch anders – nach Eis, nach Erde, nach Aufbruch. Ein kleiner Junge rutschte lachend im Schnee aus. Seine Mutter lachte mit. Ich auch.


Roztocze – Sonnenstrahlen auf Feldern

Im Osten dann: sanfte Hügel, Felder, Wälder, die aussehen, als hätte jemand sie mit Pastellfarben gemalt. Bauern grüßen, Hunde bellen, irgendwo duftet es nach frisch gebackenem Brot.
Ich blieb einen Nachmittag lang einfach auf einer Wiese sitzen. Kein Empfang, kein WLAN, keine To-Do-Liste. Nur Wind und Wolken. Und das reichte.

Polens Nationalparks im Frühling sind kein Ziel – sie sind eine Rückkehr. Zu sich selbst, zur Ruhe, zu dem, was echt ist.
Man braucht hier keine Sehenswürdigkeiten, keine Kameraperspektive. Nur offene Augen. Und die Zeit, sie auch wirklich zu benutzen.

Vielleicht ist das die größte Lektion, die die Natur einem geben kann: Dass man nicht alles planen muss, um etwas zu finden. 🌱


 

Breslau – die Stadt, die im Licht flüstert

Manche Städte reden laut. Breslau – oder Wrocław, wie die Polen sagen – flüstert.
Sie spricht durch das Glitzern des Wassers, das unter Brücken gluckert. Durch das Lachen kleiner Zwerge, die zwischen den Pflastersteinen hocken. Und manchmal, spät in der Nacht, durch Glocken, die aus der Ferne kommen und Geschichten erzählen, die älter sind als alles, was du kennst.


Morgens: Licht, Wasser, Brücken

Ich kam früh an. Nebel über der Oder.
Die Sonne kämpfte sich langsam durch und tauchte die Stadt in ein weiches, goldenes Licht. Überall Brücken – über 120 Stück. Jede führt irgendwohin, aber keine nur ins Nichts.

Ich lief über die Sandbrücke, dann weiter zur Dominsel. Die Türme ragten aus dem Nebel wie aus einer anderen Zeit. Ein Priester kam mir entgegen, lächelte kurz, segnete stumm den Morgen. Irgendwie passte das zu Breslau – hier hat selbst Stille Gewicht.


Mittags: Zwischen Glocken und Gassen

Die Altstadt ist bunt. Fassaden in Pastell, schmale Häuser, kleine Cafés.
Ich setzte mich an den Rynek, trank heißen Kakao, sah Menschen kommen und gehen.
Jeder Winkel hier erzählt eine Geschichte – von preußischen Zeiten, vom Krieg, vom Wiederaufbau, vom Heute.

Und dann die Zwerge.
Überall.
Vor Banken, an Laternen, auf Fensterbänken. Kleine Bronzefiguren, jede anders, jede mit Charakter. Einer trägt ein Bierfass, einer schläft auf der Straße, einer tippt auf einem Laptop. Es heißt, es gibt über 600 von ihnen – und wenn du einen findest, den du magst, bleib einen Moment stehen. Vielleicht flüstert er dir was.


Abends: Breslau im Licht

Wenn die Sonne sinkt, wird die Stadt stiller.
Laternen spiegeln sich im Wasser, die Brücken glühen.
Ich stand auf der Dombrücke, und alles, was man hörte, war das leise Rauschen der Oder.
Kein Verkehr, kein Gedränge. Nur Wasser, Wind, Licht.

In diesem Moment wurde mir klar, warum Breslau eine Stadt ist, die man nicht nur sehen, sondern spüren muss. Sie ist keine Show. Keine Touristenkulisse. Sie ist echt – verletzlich, schön, stolz.


Breslau ist wie eine alte Seele, die tanzen kann.
Tagsüber lebendig, farbenfroh, modern – nachts ruhig, geheimnisvoll und irgendwie tröstlich.
Wenn du durch ihre Straßen läufst, nimm dir Zeit. Such die Zwerge, steh auf einer Brücke, lausche dem Wasser.

Vielleicht erzählt dir die Stadt dann ihre Geschichte. Leise, auf Polnisch – aber du wirst sie verstehen.